Kleingartenvereine großes Thema
Hoher Besuch aus dem Leipziger Rathaus war gestern in Leutzsch zu Gast. Oberbürgermeister Burkhard Jung machte sich auf einem Rundgang persönlich ein Bild von der Lage im Stadtteil. Der Einladung des Magistralenmanagements Georg-Schwarz-Straße folgend, kam das Stadtoberhaupt um kurz nach 17:00 Uhr in Leutzsch an und begrüßte gemeinsam mit der Vertreterin des Magistralenmanagements, Susanne Ruccius, die 35 TeilnehmerInnen am Rundgang.
Neben Stadt- und Stadtbezirksbeiräten sowie VertreterInnen der einzelnen Ämter, waren auch der Vorstand des BürgerVerein Leutzsch e. V. (BVL) und Mitglieder von Kleingarten- und soziokulturellen Vereinen beim Rundgang dabei. Auch lokale Unternehmer, nebst einzelnen Leutzscher BürgerInnen gehörten zu den Interessierten, die den Oberbürgermeister auf seinem Weg durch Leutzsch begleiteten.
Am Startpunkt gegenüber des Zuwegs zum Spielplatz „Rosenmüllerstraße“ ging es um die schmale Einmündung zur Spielanlage, neben der ein Haus abgerissen und stattdessen ein umzäunter Privatparkplatz durch einen Investor errichtet worden war. Ein Ankauf der Fläche durch die Stadt Leipzig hätte hingegen einen breiteren Weg zum Spielplatz ermöglichen können. Außerdem konnte der Oberbürgermeister am Beispiel einiger Radfahrer sehen, dass die Radverkehrssituation entlang der Georg-Schwarz-Straße, die von Autos und Straßenbahnen stark befahren ist, immer noch gefährlich ist.
Die Gruppe setzte sich in Bewegung, die Magistrale entlang, vorbei an der Baumgarten-Crusius-Straße, wo auf das erfolgreiche und teilweise schon umgesetzte Projekt der Gehwegnasen mit Fahrradbügeln und Baumpflanzungen hingewiesen wurde. Auch das stadtteilbekannte Parkraumproblem fand an dieser Stelle Erwähnung. Dem Oberbürgermeister wurde durch das Magistralenmanagement die Bitte angetragen, bei der Verkehrsplanung an der Georg-Schwarz-Straße und den Seitenstraßen auch Carsharing-Parkplätze zu berücksichtigen. Vor dem Hintergrund der gesamtstädtischen Wohnungsknappheit kam hier auch die Idee auf, die Stadt Leipzig möge bitte mehr Grundstücke für den sozialen Wohnungsbau ankaufen.
An der Georg-Schwarz-Straße 112 erfolgte ein längerer Zwischenstopp. Hier gab es ein nicht mehr existierendes soziokulturelles Projekt, namens „Honolulu“, das sich aufgrund von Vermieterproblemen nicht dauerhaft etablieren konnte. Außerdem warben Vertreterinnen der Projekte „Café kaputt“ und „kunzstoffe“ an dieser Stelle um Unterstützung und neue Finanzierungsmöglichkeiten für Projekte und Initiativen ähnlicher Art, mit Ideen von Querfinanzierungen und einer zweijährigen Förderungsdauer, anstatt wie bisher üblich einer Förderungshöchstdauer von nur einem Jahr. Burkhard Jung nahm die Vorschläge in Form von einer Mappe mit ins Rathaus. Es sollte nicht die letzte bleiben, die er während des Rundgangs in die Hand gedrückt bekam.
Nach einem kurzen Fototermin am Stadtteilladen Leutzsch mit den Bürgervereinsvorstandsmitgliedern Waltraud Jänichen und Gisela Jentsch, ging es für Burkhard Jung auf die andere Straßenseite. Dort, an der Ecke Sattelhofstraße/Georg-Schwarz-Straße befindet sich mit dem „S1 Vinyl und Kaffee“, ein erfolgreich umgesetztes Verfügungsfondsprojekt, das sich als gut gehendes Café mittlerweile von selbst trägt. Der Kanadier Matthew McDonough und seine Partnerin haben das Leutzscher Kaffeehaus im April 2016 eröffnet. Seitdem ist es mit Kaffee- und Kuchenspezialitäten ein beliebter Anlaufpunkt im Stadtviertel geworden. Auch der Oberbürgermeister war beeindruckt von diesem Kleinod. Er will einmal als Gast vorbeikommen und erkundigte sich, ob das Café auch am Wochenende geöffnet hat.
Weiter ging es zum Hofeingang der Oberschule Georg-Schwarz-Straße. Hier stand mit Christin Jünemann eine Sozialarbeiterin des benachbarten Jugendtreffs KoJule bereit. Sie sprach über die Doppelnutzung des Grundschulhofes, auf dem die Kinder der KoJule nachmittags spielen dürfen. Auch für den durch städtische Mittel erneuerten Schulhof der Oberschule wäre dies eine interessante Alternative. Der Oberbürgermeister gab jedoch auch zu bedenken, dass es auch negative Folgen haben könnte für die Sicherheit und Sauberkeit auf dem Hof, wenn keine Ordnungsperson vor Ort sei. Ähnliches wiederholte sich später bei der Bürgersprechstunde, als es um die Doppelnutzung von Schulsportplätzen ging.
An der Haltestelle Rathaus Leutzsch ging es um den behindertengerechten Ausbau derselben, der vorerst nicht geplant sei. Vor allem ältere Leute hätten dadurch aber Probleme, meinte eine Rentnerin, auch weil in Leutzsch immer noch die alten Tatrawagen auf der Linie 7 eingesetzt würden und den Einstieg dort beschwerlich machen. Zugleich wurde aus der Gruppe angemerkt, dass die Linie 7 die unpünktlichste in ganz Leipzig sei, wegen ungenau parkender Autos beispielsweise vor dem Diakonissenhaus.
Die Gruppe lief anschließend flotten Schrittes zu den Leutzsch-Arkaden, wo gerade der Vorplatz erneuert wurde und der hintere Teil der Georg-Schwarz-Straße sich im Bau befindet, was einige BürgerInnen auch lobend erwähnten und dem Bürgermeister dafür ihren Dank aussprachen. Dennoch sahen vor allem die älteren Mitbürger auch die negativen Auswirkungen der Baustelle und baten um Unterstützung bei der Querung. Für die Leutzsch-Arkaden selbst kam von von Stadtlabor-Vertreter Fritjof Mothes der Vorschlag einer gemischten Nutzung des Einkaufszentrum. Wenn man die schon vorhandene Fläche nutzt und über den Geschäften mehrgeschossig in die Höhe baut, könnte dort kostengünstig Wohnraum entstehen. Zur Erneuerung der Georg-Schwarz-Brücken gab es auseinander gehende Meinungen. Es soll dazu aber am 20. September eine Veranstaltung zur Bürgerbeteiligung im Andachtssaal des Diakonissenkrankenhauses geben. Von Seiten des Magistralenmanagements wurde in dem Zusammenhang der Wunsch geäußert bei zukünftigen Projekten wieder mehr Bürgerbeteiligung zu ermöglichen.
Anschließend ging es die William-Zipperer-Straße entlang, vorbei am Wohlfühltreff und über den Tanzplan zur alten Kirche. Sowohl von dieser als auch von der sich in der Restaurierung befindlichen alten Leutzscher Dorfschule war Burkhard Jung sehr angetan. Weniger angenehm empfand auch er die zu kurze Ampelphase für Fußgänger über die Hans-Driesch-Straße, am Eingang zum Stadtteilpark. Sie macht es sowohl jungen als auch älteren Mitbürgern unmöglich, die Straße in normalem Schritttempo zu überqueren.
Mit dem Stadtteilpark „Wasserschloss“ war die letzte Station des Rundgangs erreicht. Hier ging es um die Aufwertung der Grünfläche mit einer Streetballanlage und weiteren Spielgeräten. Der bereits fertig gestellte Spielplatz konnte dem Oberbürgermeister ebenfalls präsentiert werden. Aber auch Themen wie die Verunreinigung der Parkanlage und die Um- und Eingangssituation von der Georg-Schwarz-Straße aus, waren ein Thema.
Im Zusammenhang mit den Kleingartenanlagen wurde von einer Bürgerin die Durchwegung der Gartensparte „Dahlie“ angesprochen, wo ein Tor seit Juli dauerhaft verschlossen sei. Dass dies alles vielfältige Gründe, u. a. Angst vor Vandalismus, habe und die Vorstandssituation des Vereins derzeit von Schicksalsschlägen gebeutelt sei, konnten die Anwesenden daraufhin erfahren. Den Aufenthalt im Wasserschlosspark nutzte die Vorstandsvorsitzende des BVL, Waltraud Jänichen, um dem Oberbürgermeister eine Mappe, mit Anregungen und Bitten den Bürgerverein betreffend, mit auf den Weg zu geben.
Dieser führte ihn vom Park zum Rathaus Leutzsch, wo er sich ab 18:00 Uhr eine gute Stunde Zeit nahm, um im Sitzungssaal auf Anfragen einzelner BürgerInnen einzugehen. Das Thema „Kleingartenvereine“ wird eine extra Veranstaltung mit leipzigweitem Fokus bekommen. Die Busstrecke der Leutzscher Linie 67 soll einer Prüfung unterzogen werden und möglicherweise einen Anschluss an den neuen S-Bahnhof Leutzsch erhalten. Außerdem teilte Burkhard Jung in dem Zusammenhang mit, dass die Stadt, wenn der neue Auftrag an eine Firma erteilt ist, sämtliche Haltestellenhäuschen in Leipzig austauschen lassen wird. Nach Fertigstellung dieser Riesenmaßnahme sollen es, statt der jetzt vorhandenen 600 Unterstände, 900 sein. Um 19:00 Uhr bedankte sich der Oberbürgermeister bei den 45 Gästen im Sitzungssaal und machte sich mit viel Leutzscher Handlungsbedarf auf den Weg zu seinem nächsten Termin.